sound installation and performance, Pinakothek der Moderne, Munich, 2019

feat. Lobo & Gosya goya Szewczyk
A Surround Sound Installation and Performance in Resonance to Joseph Beuys
17 September 2019
at Pinakothek der Moderne, Munich
Curated by Corinna Thierolf and Tatjana Schäfer
Sound piece co-produced and performed by Lobo and Kalas Liebfried
In context of Various Others 2019
In reference to Joseph Beuys’ artistic and philosophic legacy, Kalas Liebfried presents a site-specific sound performance addressing the tension between naturally grown form and men’s interference. Using archive material of extinct and endangered bird species in relation to modular synthesizers and recordings of transverse flutes, Liebfried processes a dynamic multi-channel composition as a response to the silent forests.
Joseph Beuys’ “The End of the 20th Century” is a key art work in the permanent collection of the Pinakothek der Moderne. The installation comprising 44 basalt columns questions – in title, materiality and shape – the very meaning of time and space in relation to society and the individual. Kalas Liebfried’s ambient sound installation fuse the visual perception of space with an aural experience, transcending physical spaces into atmospherically charged environments.
The surround sound comes out of four specifically designed and manufactured nesting boxes with mounted speaker. The material of the nisting boxes (brazilian plantation pine, one of the cheapest construction materials) is a direct referance to the massive deforestation of the natural habitat of many species and the economical and colonial conditions of the global market.










Photography by Franziska Pitsch
(DE)
Kalas Liebfrieds Soundarbeiten verbinden visuelle Erfahrung mit akustischer Wahrnehmung, wodurch Räume atmosphärisch aufgeladen werden. Seine eigens für den Raum von „Das Ende des 20. Jahrhunderts“ entwickelte Soundinstallation „Ambient for a Silent Forest“ schafft ein Spannungsfeld zwischen natürlich gewachsener und bewusst hergestellter Form, in dessen Mitte sich jeder Einzelne als dynamische Instanz begreifen kann. „Das Ende des 20. Jahrhunderts“ von Joseph Beuys ist ein Hauptwerk in der Pinakothek der Moderne. Die Rauminstallation aus 44 Basaltsäulen ruft durch Titel, Materialität und Form Fragen zur Bedeutung von Natur in Relation zur Gesellschaft und dem Individuum hervor.
Die Grundlage der Soundarbeit bilden Tonaufnahmen von stark vom Aussterben bedrohten Vogelarten. Diese werden gesampelt, mit Modular-Synthesizern verarbeitet und im Verhältnis zu Querflöten gesetzt. Die verschiedenen Bestandteile sind dabei durch wechselseitige Mimesis gekennzeichnet und bilden eine dynamische, vielstimmige Komposition: ein möglicher Soundscape zukünftiger, verstummter Wälder.
Der Surround-Sound erklingt aus vier eigens angefertigten und mit Speakern bestückten Nistkästen. Das Material der Nistkästen (brasilianische Plantagenkiefer, eines der günstigsten Baumaterialien) ist ein direkter Verweis auf die massive Zertörung des natürlichen Habitats vieler Arten und den ökonomischen Bedingungen des immer noch kolonial gestalteten Welthandels.
In der Performance kommt ein Roland Juno-60 zum Einsatz: einer der ersten polyphonen Synthesizer, der vogelähnliche Stimmen enthält und im selben Jahr wie Joseph Beuys’ „Das Ende des 20. Jahrhunderts“ entstand. Ein weiteres Element sind Vogelwasserpfeifen aus Keramik, die an die Zuschauer*innen verteilt wurden, um mitten in der einstündigen Perfrormance durch das gemeinsame Spiel ein Moment der Kollektivität zu schaffen.
Szenario:
1. Mit dem Aussterben bedrohter Vogelarten werden in nicht allzu ferner Zukunft die Wälder verstummt sein. Dann werden neben ökologischen auch kulturelle Reaktionen auf diese irreparable Katastrophe notwendig. Nicht eine zweite Natur, sondern eine Natur nach der Natur wird als Ort der Reflexion in Erscheinung treten.
2. Ambient-Kompositionen erklingen aus an den Bäumen installierten Nistkästen. Die Stücke verhandeln das Verhältnis zwischen natürlich gewachsenen und bewusst hergestellten Formen. Die akustische Erfahrung der Natur wird zur kulturhistorischen Auseinandersetzung mit den Akteuren des Waldes.